Auf Geheiß der Bundesregierung wurde der 15. Juni zum Veteranentag erklärt. Zu diesem Anlass sollen 2025 erstmalig bundesweit Veranstaltungen stattfinden. Die zentrale Veranstaltung wird an diesem Tag in Berlin stattfinden. Bundesweit (!) ist an diesem Tag an vielen öffentlichen Plätzen in Städten und Gemeinden mit einem erhöhten Militäraufkommen oder offiziellen Zusammenkünften aus Politik und Militär zu rechnen.
Sinn und Zweck dieses Tages soll es sein, aktive und ehemalige Soldat*innen aus ihrer gesellschaftlichen Randlage in den Schützengräben in spe zu holen. Damit soll ihre bislang konsequenzlos gebliebene Bereitschaft, im Namen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu morden und ermordet zu werden, eine würdevolle Anerkennung zu teil werden. Darüber hinaus aber geht es mit dem Veteranentag darum eine ideologische Mobilisierung der Gesellschaft hin zu einer „kriegsfähigen“ Gesellschaft voranzutreiben und vorzubereiten.
Wir erwarten einen militaristischen Staatsakt hinter Hamburger Gittern vor geladenen Gästen und großer medialer Reichweite. Dass bei solchen Gelegenheiten die Öffentlichkeit – eben diejenige Öffentlichkeit, für deren Begeisterung das Theater veranstaltet wird – defakto ausgeschlossen sein wird, ist Teil des Spieles.
Eben dieses Spieles, das spätestens mit dem russischen Großangriff auf die Ukraine im Februar 2022 für eine gesellschaftliche Polarisierung gesorgt hat, wie schon lange nicht mehr. Mit dem Beginn des Ukraine Krieges – und aktuell mit dem Krieg in Nahost – ist das Freund-Feind-Schema zum dominanten Muster geworden, nach dem die Welt zurechtgelegt wird. Und diesmal nicht nur in und aus der Perspektive der Herrschenden. Sondern auch in den Herzen und Köpfen vieler, die sich angesichts der Grausamkeit der Kriege dazu genötigt sehen, sich entweder für die eine oder andere Seite, für die eine oder andere Kriegspartei zu entscheiden. Dass sie dabei selbst Kriegspartei werden, scheinen sie nicht zu sehen oder nicht sehen zu wollen. Auch und vor allem dass diejenigen, die es besser wissen oder sogar besser wissen sollten, nun in das Kriegsgetöse mit einfallen und wahlweise eine Seite der Kriegsparteien passiv oder aktiv unterstützen oder die andere dämonisieren, stärkt Kriegslogiken und schwächt einen radikalen Antimilitarismus.
Im Nebel des Krieges und seinen Polarisierungen ist es schwer, nicht verschollen zu gehen, den klaren Blick zu bewahren und vor allem nicht zu vergessen, dass es in Kriegen keine Gewinner*innen gibt und Kriege nie im Namen der Menschlichkeit geführt werden. Es geht immer um patriarchale, koloniale Ideologien, um Volk, Nation und Rasse, um Grenzen und um wirtschaftliche Interessen oder geopolitisches Machtgeschiebe – in der Regel auf Kosten der Armen und Ausgegrenzten auf beiden Seiten. Schon die Aufrüstung hin zu Kriegen bedeutet Kürzungen in allen sozialen Bereichen.
Wir weisen die Logik von Nationalstaaten zurück und stehen auf keiner Seite von Nationalstaaten und deren Militärs und Milizen. Wir verurteilen jeden einzelnen Mord, jedes Massaker, jede Vergewaltigung, jede Geiselhaft und jeden Landraub – ob durch die Hamas und deren Verbündeten oder der israelischen Armee und deren Verbündeten! Für uns geht es nicht um Landstriche mit willkürlich gezogenen nationalen Grenzen, sondern um die Menschen auf allen Seiten eines jeden Konflikts.
Mit unserem Ansatz „Gegen jeden Krieg, gegen jedes Militär“ stellen wir uns in den Widerspruch zu den prorussischen oder proukrainischen „Friedensdiskursen“ in der (ehemaligen) Linken und den autoritären, fundamentalistisch-religösen Gruppen auf beiden Seiten des Nahost-Krieges. Mit ihnen wird es keine Zusammenarbeit geben.
Unser Anliegen ist es, die kriegerische Zeitenwende und beginnende Erziehung zur Kriegstüchtigkeit seitens der Herrschenden öffentlichkeitswirksam anzugreifen und uns der Kriegspolarisierung zu widersetzen. Und wir denken, dass es viele sind, die diese Kriegspolarisierungen satt haben. Im öffentlichen Diskurs ebenso wie in der (ehemaligen) Linken.
Wir bereiten uns darauf vor, am 15. Juni unsere Position für eine möglichst breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Der Veteranentag ist hervorragend dazu geeignet zur Desertion und Verweigerung von Befehlen aufzurufen, sowie die Wehrpflicht anzugreifen, damit keine neuen Veteranen heranwachsen können. Denn es gibt keinen Krieg und kein Militär, wenn niemand mehr hingeht und die Befehlsketten zerstört werden, durch diejenigen, die sie einhalten sollen.
Auch ist es uns wichtig, Gruppen wie der AfD, anderen Nazis, und der Wagenknechtfraktion entgegenzutreten, da sie die Sorgen der Menschen vor kriegerischen Entwicklungen aufgreifen und das Thema „Frieden“ im Sinne ihrer eigenen Machtpolitik vereinnahmen.
Wir werden unsere eigene Position inhaltlich schärfen und freuen uns drauf.
Und wir laden euch herzlichst dazu ein, uns das gleich zu tun. Und radikale antimilitaristische, anarchistische und antipatriarchale Positionen kreativ auf viele unterschiedliche Arten und Weisen an Euren Orten offensiv in die Öffentlichkeit zu tragen.
Unsere zentrale Forderungen sind:
Desertiert! Von der Front, aus den Kasernen!
Überall!
Desertiert von der Vorstellung es gäbe den guten Krieg! Überall!
Wehrpflicht weltweit angreifen und abschaffen. Gegen jedes Militär!
Überall!
Soziale Revolution statt Krieg, Militarismus und Patriarchat!
Überall!
Provisorischer Anarchistischer Antikriegsrat Berlin
Kontakt: antikriegsrat_berlin@riseup.net